Ausgangspunkt für zahlreiche seiner Aquarelle, Zeichnungen und Fotoinstallationen sind Fotografien, die Soldaten in Kriegsgebieten des 20. Jahrhunderts aufgenommen haben, um ihre privaten Erinnerungen festzuhalten.
Seine Sammlung solcher Motive hat der Künstler während seiner langjährigen Tätigkeit für das „Archive of Modern Conflict“ in London aufgebaut, das sich auf Amateurfotografien von Soldaten spezialisiert hat und das mittlerweile rund 4 Millionen Artefakte umfasst.
Diese oft rätselhaften Erinnerungsmomente überträgt Martin Dammann in großformatige, farbintensive Aquarelle und hybride Zeichnungen.
Die Szenen erscheinen in ihrer Deutung offen, auch weil es Martin Dammann nicht darum geht, die Vergangenheit abzubilden. Vielmehr reflektieren seine Bilder die Gegenwart und verknüpfen die (historischen) Motive mit eigenen Erfahrungen und Assoziationen.
Vielfach wirken seine Arbeiten unfertig, oder wie Simon Ward es anlässlich der Ausstellung „weiter weg“ in der Galerie Barbara Thumm ausgedrückt hat, sie bewegen sich „in einem Halbzustand zwischen entschiedener Unabgeschlossenheit und motivischer Auflösung“.
Dies liegt daran, dass Martin Dammann in den letzten Jahren dazu übergegangen ist, mit Aquarellfarben direkt auf beschichtete weiße Hartfaserplatten zu malen, deren Oberfläche den wasserbasierten Farbauftrag abstößt.
Motive, die aus der Ferne gut zu erkennen sind, lösen sich bei der Betrachtung aus der Nähe auf. Dies lässt die Bilder organisch und noch wie im Entstehen begriffen erscheinen.
Martin Dammann hat sich auch für die Technik der Aquarellmalerei entschieden, weil sie seiner Beschäftigung mit gängigen Klischees besonders entgegenkam: „Wie kann ich klischeehafte Kriegsbilder umgehen? Die Antwort war, meine Annäherung an den Inhalt so stark wie den Inhalt selbst zu machen. Das Klischee ist auch der Grund, warum ich mich vorwiegend auf Aquarellmalerei verlegte. Sie ist das abgedroschenste Medium […]. Auch hier versuche ich, Bekanntes auf unbekannte Weise zu sehen.“
Neben seinen Aquarellen und Zeichnungen zeigt Martin Dammann in der Kunsthalle Nürnberg zwei raumfüllende Installationen, die auf seiner Sammlung von fotografischem Archivmaterial aus dem 2. Weltkrieg basieren und diesen aus ganz unterschiedlicher Sichtweise thematisieren: die verwirrenden Informationen der sogenannten Schilderwälder und die „Nose Art“ – auf Kampfflugzeugen aufgemalte Karikaturen, Pin-up-Girls oder Symbole für Glück und patriotischen Stolz.
Der Ausstellungstitel Zum Resultat beruhigter Tumult zitiert aus dem 1951 erschienenen Gesellschaftsroman „Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre“ von Heimito von Doderer.
Wie im Roman die einzelnen Episoden nur lose miteinander verknüpft werden, können auch die Bildmotive von Martin Dammann als von Zeitsprüngen durchbrochene, nur lose verbundene Erzählstränge verstanden werden.
Zur Ausstellung erscheint eine Dokumentation der Ausstellung mit einem Text von Ellen Seifermann (Kuratorin).